Ein Verbot für alle Einwegverpackungen

Endlich  Verpackungen aus Einwegplastik werden ab dem 03. Juli 2021 in der gesamten EU verboten. Die neue Regelung umfasst die Herstellung verschiedener Wegwerfartikel wie Trinkhalme oder Wattestäbchen und schließt neben herkömmlichem Plastik auch Produkte aus Biokunststoff ein. Warum Biokunststoffe zu dem Verbot zählen und inwiefern sie sich doch von herkömmlichem Plastik unterscheiden, erklären wir Dir in diesem Beitrag.

Junge sammelt Plastik am Strand

Ein erster Ansatz für ein großes Problem 

Die Auswirkungen von Plastik für Tiere, Menschen und Umwelt nehmen drastische Ausmaße an und stellen eine weltweite Bedrohung dar. Durch unsachgemäße Entsorgung und andere Wege gelangen Kunststoffe in die Natur. Daraus resultiert nicht nur die sichtbare Verschmutzung durch die Massen an großen und kleinen Kunststofffragmenten, sondern ebenso eine Gesundheitsgefährdung für diverse Lebewesen.

Während insbesondere Meereslebewesen Plastikabfälle häufig mit ihrer Nahrung verwechseln und daran verhungern, haben Kunststoffe in Form von Mikroplastik inzwischen auch ihren Weg bis in die menschliche Nahrungskette gefunden. Egal ob auf Ackerböden, in unserem Trinkwasser oder in der Luft – Mikroplastik lässt sich überall in unserer direkten Umgebung finden. Die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus sind bisher nur in geringem Ausmaß erforscht, allerdings gibt es Hinweise auf krebserregende und hormonelle Wirkungen. 

Trotz dieser umfassend umwelt- und gesundheitsschädlichen Wirkungen steigt die globale Kunststoffproduktion mit jedem Jahr weiterhin an. Um euch ein Gefühl für die damit verbundenen Mengen zu geben, hier einige Fakten der Organisation National Geographic: 

  • In unseren Meeren schwimmen bereits mehr als fünf Billionen Plastikteile.“[1]
  • „Die weltweite Plastikproduktion ist von 2,1 Mio. Tonnen im Jahr 1950 auf 406 Mio. Tonnen im Jahr 2015 angestiegen.“[1]
  • „Der größte Absatzmarkt für Plastik sind Verpackungsmaterialien. Dieser Müll macht mittlerweile die Hälfte des weltweit produzierten Plastikmülls aus. Ein Großteil davon wird nie recycelt oder verbrannt werden.“[1] 
Plastik im Meer

Die Problematik der steigenden Produktions- und Absatzmengen von Kunststoffen und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt wird zusätzlich durch die lange Haltbarkeit dieser Materialien verschärft. Je nach verwendetem Kunststoff und dem daraus hergestellten Produkt beträgt die Lebensdauer zwischen 20 Jahren bei dünnen Plastiktüten und bis zu 450 Jahren bei Flaschen aus Kunststoff.[2] Da konventionelle Kunststoffe nicht in einem überschaubaren Zeitfenster abgebaut werden können, kumuliert sich die Gesamtmenge an Kunststoffartikeln und verschärft die damit verbundenen Probleme zusätzlich. 

Ein Schritt vorwärts

Die EU geht mit dem Verbot von Einweg-Kunststoffen einen ersten wichtigen Schritt, um der wachsenden Plastikflut entgegenzuwirken. Mit dieser Maßnahme werden Hersteller und Konsumenten zum Umdenken gezwungen und die Entwicklung alternativer Lösungen für Einwegprodukten gefördert. Im Detail beinhaltet das Verbot die Produktion von

  • “Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik,  
  • Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff, 
  • To-go-Getränkebecher, Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-Essenbehälter aus Styropor.”[3]

Neben konventionellen, fossil basierten Kunststoffen wie Polypropylen (PP) oder Polyethylenterephthalat (PET) schließt das Verbot auch die Produktion der genannten Einwegprodukte aus Biokunststoffen wie Polylactide (PLA) ein. Diese Entscheidung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, da generell jede Art von überflüssigen Einwegprodukten vermieden werden sollte. Andererseits wirft die Gleichbehandlung von Biokunststoffe mit konventionellen Kunststoffen die Frage auf, ob und inwiefern diese gleichgestellt werden können. 

Grafik für EU-Verbot von Einwegkunststoffen

Warum Biokunststoff nicht gleich Biokunststoff ist 

Die pauschale Umweltverträglichkeit von Biokunststoffen muss kritisch hinterfragt werden, da sie sich in ihren Eigenschaften und ihrer Umweltverträglichkeit deutlich unterscheiden. Wie bereits in unserem Blog zu Biokunststoffen ausführlich erklärt, sind Biokunststoffe entweder biobasiert, biologisch abbaubar oder beides.  

Aber was genau steckt hinter den Begriffen biologische Abbaubarkeit und Biobasiertheit? Biobasierte Kunststoffe bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Mais oder Holz. Ihr Gegenstück bilden fossil basierte Kunststoffe, die aus endlichen Ressourcen wie Erdöl gewonnen werden. Eine biologische Abbaubarkeit liegt vor, wenn sich ein Kunststoff bis auf seine kleinsten Bestandteile wie die Moleküle CO2 und H20 vollständig zersetzt. Wie lang dieser Prozess andauert, hängt von Art und Schichtdicke des Materials sowie von äußeren Faktoren wie zum Beispiel Temperatur und Bodenverhältnisse ab. 

Die perfekten Bedingungen für den biologischen Abbau von Biokunststoffen finden sich allerdings selten in der freien Natur oder im Meer. Je nach Art des Biokunststoffs ist er in mariner Umgebung, auf dem Heimkompost oder in industriellen Kompostieranlagen abbaubar. Die nahezu vollständige Zersetzung innerhalb weniger Wochen ist nur in der industriellen Kompostierung garantiert, da hier die entsprechenden Parameter wie Temperatur und Feuchtigkeit gezielt kontrolliert werden können. Dafür muss aber sichergestellt werden, dass Biokunststoffe richtig entsorgt werden, was uns zum nächsten Thema führt. 

Abgase durch Verbrennungsanlagen

Ressourcing und Recycling 

Momentan setzt Deutschland darauf, das Plastikproblem mittels Recycling zu lösen. Die Idee dahinter ist denkbar einfach: Plastik wird eingesammelt und wiederverwendet, wodurch ein fortführender Kreislauf geschaffen wird. In der Praxis werden allerdings nur 2% der Plastikverpackungen auf zumindest gleichwertiger Basis wiederverwendet. Das bedeutet, das 98% des recycelbaren Plastiks mit einer geminderten Wertigkeit oder sogar gar nicht recycelt werden.[4] 

Gründe für diese niedrige Recyclingquote liegen darin, dass Materialien möglichst sortenrein und vollständig restentleert sein müssen, um wiederverwendet werden zu können. Ein weiterer Nachteil ist, dass herkömmliches Plastik nicht ewig recycelt werden kann und irgendwann verbrannt wird. Dabei wird im Material gebundenes CO2 freigesetzt, was wiederum die Erdatmosphäre belastet.[5] Das Konzept Recycling ist in der Theorie also möglich, in der Praxis allerdings kaum ganzheitlich umsetzbar.  

Biobasierte, biologisch abbaubare Kunststoffe haben hier immense Vorteile gegenüber herkömmlichem Plastik. Da bei der Produktion nachwachsende Rohstoffe verwendet werden, werden fossile Ressourcen geschont. Darüber hinaus binden Pflanzen, die ggf. für die Produktion von Biokunststoff genutzt werden, CO2. Gleichzeitig sind biologisch abbaubare Kunststoffe unproblematisch in der Entsorgung, da sie unter den richtigen Bedingungen vollständig zersetzen werden können 

die rezemo Kapsel in Szene gesetzt

Unser Fazit zur EU-Verordnung

Biokunststoffe haben also bedeutende Vorteile gegenüber herkömmlichem Plastik und sind keinesfalls mit diesem gleichzusetzen. Verordnungen die (Einweg-)Verpackungen pauschal verbieten, sind deshalb insofern problematisch, als dass sie die Verantwortbarkeit von Biokunststoffen vernachlässigen. Grundsätzlich gilt: Einwegverpackungen sollten so selten wie möglich verwendet werden. Wenn jedoch trotzdem auf Kunststoffverpackungen zurückgegriffen wird, sollten diese aus biobasiertem und biologisch abbaubarem Material bestehen.  

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[1] National Geographic [online] abgerufen am 10.06.2021 von https://www.nationalgeographic.de/10-erschreckende-fakten-uber-plastik 

[2] Suhr, F.(2019) Plastik währt ewig in den Ozeanen [online] abgerufen am 10.06.2021 von https://de.statista.com/infografik/17508/haltbarkeit-von-plastikmuell-im-meer/ 

[3] Bundesregierung (05.2021) [online] abgerufen am 10.06.2021 https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/einwegplastik-wird-verboten-1763390 

[4] loop forewood. Ellen MacArthur Foundation (2014) THE NEW PLASTICS ECONOMY 

[5] Institut für sozial-ökologische Forschung (2019) [online] abgerufen am 11.06.2021 https://www.isoe.de/aktuelles/news/detail-all/news/alltagsprodukte-aus-plastik-chemikalienmix-aus-schaedlichen-und-unbekannten-substanzen/ 

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